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Der 2. Weltkrieg

„Die Stadtgeschichte Knuffingens – das Leben eines malerischen Städtchens über mehrere Jahrhunderte“ (Teil 11 von 16)

01.09.1939: wie ein Schock kam die Nachricht in Knuffingen an, Hitler verkündet vom Reichstag in Berlin den Kriegsbeginn. Die Knuffinger Region, welche sich zurzeit in der Blüte befand, war von der Nachricht schockiert. Man hatte gerade erst einen Krieg gehabt, und umso unnützer schien der Zweite, vor allen Dingen, weil der Knuffinger Export nun wieder gewaltig leiden werden würde. Großherzog Frederik Löwenstein III rief vom Schloss zum durchhalten auf, und versicherte alles menschlich Mögliche zu machen um die Region vor dem Krieg zu schützen. Bereits Anfang 1940 zog der SS Gruppenführer für die Knuffinger Region die gesamte SS-Besatzung aus der Stadt um sie nahe der Front einzusetzen – daraufhin herrschte in der Region die sprichwörtliche Stille vor dem Sturm. Durch die südliche geographische Lage der Stadt, schien der Krieg und somit die Sorgen weit entfernt, und die Knuffinger genossen ein ruhiges Leben. Das entstandene Exportloch wurde durch die geschickte Ansiedlung der Rüstungsindustrie ersetzt, welche besonders ab Herbst 1941 die deutsche Wehrmacht an der Ostfront versorgte. Täglich verließen lange Güterzüge den Knuffinger Hauptbahnhof, und erneut erlebte Knuffingen einen wirtschaftlichen Aufschwung; allerdings mit bitterem Beigeschmack. Trotz der fleißigen Rüstungsproduktion und dem wirtschaftlichen Aufschwung, wuchs im Untergrund auch der Widerstand gegen Hitler. Heimlich wurde die Produktion sabotiert, und der Großherzog stellte erneut seine Volksnähe unter Beweis, in dem er den zuständigen Knuffinger Gauleiter und den SS Gruppenführer regelmäßig von dem eigenen Vermögen bestach. Es sollte um alles in der Welt verhindert werden, dass man in Berlin von der geheimen Sabotage erfuhr. Durch die Bestechungsgelder ließen die zuständigen Reichsleiter bewusst die minderwertige und sabotierte Produktion an die Front schicken, ohne je zu erwähnen, dass es sich um die Knuffinger Produktion handelt. Ganz im Gegenteil, im Frühling 1943 besuchte Hitler die Stadt erneut, um ihr seine allerhöchste Anerkennung für den Fleiß in der Rüstungsindustrie auszudrücken.

Zur selben Zeit zeichneten sich an der Front die ersten Bilder der deutschen Niederlage – der Kessel von Stalingrad. Tausende deutsche Soldaten waren in der sowjetischen Metropole gefangen, und konnten nicht entkommen – die Ostfront rückte fortan Richtung Westen, und der Krieg kam auch Knuffingen immer näher. Deutschlands Verbündete, Japan, hatten einige Monate zuvor im Pazifik eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen, und die Vereinigten Staaten von Amerika hatten immer größere Kapazitäten auch in Europa aktiv Krieg zu führen. Hitler, der immer noch auf einen japanischen Angriff auf England hoffte um diese in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln, erfüllte sich nie. In Knuffingen herrschte Ungewissheit, und man fuhr zunächst mit der Sabotage der eigenen Produktion fort. Der rasche Abzug der bestochenen Reichsleiter aus der Region, ließ auf friedliche Zeiten hoffen. Großherzog Frederik Löwenstein III betonte öffentlich, dass das Knuffinger Engagement für den nun ausgerufenen „Totalen Krieg“ nicht nachlassen dürfe – unter dem Tisch veröffentlichte er jedoch einen geheimen schriftlichen Aufruf, das der totale Krieg in Knuffingen nie ernst genommen werden dürfe, und dass man weiterhin alles überhaupt nur Mögliche tun sollte, um den Krieg schnellstmöglich zu beenden. Nur wenige Wochen später erfuhr man in der Reichshauptstadt von dem „verräterischen“ Verhalten des Knuffinger Großherzogs, und er wurde nun offiziell von der Gestapo verfolgt, und musste untertauchen. Das Schloss wurde mehrere Male im Laufe des Jahres ’43 gestürmt und durchsucht, ohne dass man den Großherzog dort antraf. Heute wissen wir von einer versteckten kleineren Bunkeranlage unter einem der Labyrinthe des Schlossgartens. Der Großherzog hatte Knuffingen nie verlassen, und wurde von den treuen Knuffinger Feuerwehrmännern, verkleidet als Schlossgärtner, insgeheim versorgt. Der Stadt selber konnte Hitler nichts anhängen – diese fuhren ihre fleißige „Produktion“ weiterhin fort, und erfreuten den Kriegsgeschwächten Führer. Erneut sprach er seine allerhöchste Anerkennung der Stadt gegenüber aus, und wünschte öffentlich, dass doch jede deutsche Stadt genauso fleißig sein sollte wie Knuffingen…! Im Frühsommer 1944 begannen die ersten Bombardements deutscher Städte durch die alliierten Streitkräfte. Am 7. Oktober 1944, um 21:27 heulte der Knuffinger Luftalarm zum ersten Mal, und amerikanische Flugzeuge überflogen die Stadt. An diesem Abend wurde dem Knuffinger Bürger ein für alle Male deutlich wie nahe der Krieg doch eigentlich ist. Unwissend von den Heldentaten der Stadt, fielen nur einen Tag später, am 8. Oktober 1944 um 21:54, die ersten Bomben auf die Stadt – das Desaster war komplett.

Völlig unvorbereitet auf den Bombenkrieg wurden noch in derselben Nacht große Teile des Knuffinger Stadtkerns zerstört, und die Bevölkerung suchte Schutz in Kellern, und dem Löwensteiner Tunnel, da nie Luftschutzräume in der Stadt gebaut wurden. Die entstandene Feuersbrunst konnte von den Knuffinger Feuerwehrleuten schnell unter Kontrolle gebracht werden. Die Angriffe auf die Stadt waren eher sporadisch – die alliierten Flugzeuge steuerten eher die größeren süddeutschen Städte an.

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