„Die Stadtgeschichte Knuffingens – das Leben eines malerischen Städtchens über mehrere Jahrhunderte“ (Teil 13 von 16)
Nicht nur in Deutschland, auch in Knuffingen ging es in den 1950ern langsam wieder aufwärts. Die Kriegsschäden waren schon größtenteils unter der amerikanischen Besatzung beseitigt worden, nun ging es darum wieder für Wohlstand und Arbeit zu sorgen. Durch die Wirtschafts- und Währungsunion profitierte besonders die Wirtschaft so dass in Knuffingen der Wohlstand, wenn auch langsam, wieder Einzug erhielt. Nach Abzug der Alliierten war das Schloss Löwenstein wieder der Anziehungspunkt für Sonntagsausflüge und Touristen die größtenteils mit der, 1950 gegründeten, Bundesbahn anreisten.
Doch machte sich langsam aber sicher der Individualverkehr in Knuffingen sich bemerkbar. Während man vor dem Krieg noch gefahrlos die Straßen überqueren konnte, musste man zum Ende der 1950er schon sehr aufpassen da der Autoverkehr stark zunahm. Dies führte recht schnell zu großen Problemen, da es verkehrsgerechte Übergänge oder Ampeln es in Knuffingen so gut wie noch nicht gab und auch die Straßen waren zum größten Teil für den wachsenden Verkehr nicht mehr gewachsen. Im Knuffinger Stadtrat appellierte daher der Abgeordnete Gerrit von Braun für den Ausbau der wichtigsten Straßen für einen reibungslosen Verkehrsfluss. Das beinhaltete einmal den Ausbau der beiden Kreuzungen und den Bau einer Unterführung unter den Bahngleisen mit einem weiteren Zubringer zur Autobahn. Am 1. Februar 1960 vollzog der damalige Bürgermeister Stephan Hertzhausen den ersten Spatenstich und schuf den Begriff nach einer „autogerechten Stadt“. Viele andere Städte sollten mit mehr oder minder negativen Folgen diesem Beispiel folgen. Um die Unfallgefahr weitestgehend zu vermeiden wurden zusätzlich an den beiden Kreuzungen Ampeln installiert die auch den Fußgängern eine gefahrlose Überquerung der Straße ermöglichten.
Während der Individualverkehr wuchs, gingen die Fahrgastzahlen gerade bei der Nebenstrecke nach Hartenstein sehr stark zurück. Man nutzte lieber das Auto als mit der Bahn in Vorkriegswaggons durch die Gegend zu zuckeln. Lange war diese Strecke stilllegungsgefährdet. Dagegen verzeichnete der Bahnhof Knuffingen eine erhöhte Zahl an Zugpaaren, auch der Güterverkehr war beachtlich. Doch trotz Ausbau und Verbesserung des Verkehrsnetzes wurde die Belastung durch die Vielzahl an Fahrzeugen die tagtäglich Knuffingen durchfuhren immer größer. So entschied man sich Mitte der 1960er ein modernes Bussystem einzuführen das im Takt mit der Bundesbahn verlief. Direkt am Hauptbahnhof Knuffingen entstand ein moderner Busbahnhof wo die Busse die ankommenden Reisen in jeden Teil von Knuffingen bringen konnten. Auch Reisebusse die das Schloss Löwenstein ansteuerten, konnten ab nun hier halten.
Im Jahre 1968 gingen viele Studenten auf die Straße um für Frieden und Freiheit zu demonstrieren und gegen die Notstandsgesetze die der Bundestag damals beschließen wollte, zu protestieren. „Make love, not war“ war ihr Motto – in den USA entstand der so genannte „Hippie-Kult. Auch die Stadt Knuffingen blieb davon nicht unberührt. Im Sommer der Liebe, 1969 fand außerhalb von Knuffingen, in der Nähe von Unterwassen auf einer großen Wiese ein großes Rockfestival statt wo auch Rocklegende Jimi Hendrix auftrat. Es war zwar kein Vergleich zu dem historischen Woodstock, aber dennoch zog es Tausende von jungen Menschen dahin um drei Tage dort zu feiern.