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1918 – 1933

„Die Stadtgeschichte Knuffingens – das Leben eines malerischen Städtchens über mehrere Jahrhunderte“ (Teil 9 von 16)

Am 9. November 1918 wurde von Phillip Scheidemann die Republik ausgerufen und die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. verkündet. Im Gegensatz zum deutschen Kaiser wurde der Großherzog Frederik von Löwenstein III. nicht verjagt, er durfte weiterhin auf dem Schloss bleiben. Doch seine Macht über Knuffingen und Umgebung wurde ihm abgenommen. Ganz Deutschland litt unter dem „Versailler Vertrag“ – die Menschen hungerten und sahen einer ungewissen Zukunft entgegen. Auch in Knuffingen litt die Bevölkerung, doch verloren sie nicht ihren Mut. Nach einigen entbehrungsreichen Jahren ging es, vor allen durch Kredite aus den USA wirtschaftlich wieder aufwärts. Es soll auch erwähnt sein, dass auch erstmals Frauen die industriellen Arbeitsplätze besetzten. Auch bei der Reichsbahn die ab 1920 das gesamte deutsche Streckennetz übernahm und somit die Länderbahnzeit beendete. Das Personen- und Güterverkehraufkommen nahm schnell wieder die Zahlen auf wie vor dem Krieg. Im Laufe der 1920er ging es vielen Menschen einigermaßen besser und als sie sich dessen besinnten begannen sie kräftig zu feiern. In Knuffingen entstand in der Goethestraße das so genannte „Amüsierviertel“ mit Kneipen und Etablissements wo jederzeit feucht-fröhlich gefeiert wurde und ab und zu die Knuffinger Polizei eingreifen musste. Auch stieg langsam der motorisierte Individualverkehr, wer etwas auf sich hielt hatte nun ein Auto. Die Knuffinger Feuerwehr hatte seinerzeit den modernsten Fuhrpark in der ganzen Gegend und sorgte somit dass es niemals in der Zeit zu großen Katastrophen bei Bränden o.Ä. kam.

Doch die „goldenen Zwanziger“ wie man es später nannte, waren nur eine Seifenblase die irgendwann platzte. Dann geschah der „schwarze Freitag“ – der Börsencrash an der New Yorker Wallstreet. Viele hatten ihren neu erworbenen Reichtum ausschließlich auf Pump gekauft und nun brach alles zusammen wie ein Kartenhaus. Der schwarze Freitag am 29. Oktober 1925, hatte nicht nur Auswirkungen in den USA, bis nach Europa reichten die Folgen. Die Amüsierlokale in der Goethestraße schlossen ebenso schnell wie sie eröffnet hatten, weil die Kundschaft kein Geld mehr hatte. Zudem weil der Großteil außerhalb von Knuffingen anreiste. Dieser Anreiseverkehr und damit die hohen Beförderungszahlen fielen mit einmal weg. Fabriken mussten ihre Arbeiter entlassen, die Arbeitslosigkeit stieg und stieg. Die Bevölkerung litt abermals unter Hunger und Armut, Nährboden für die NSDAP die mit ihren Parolen immer mehr offene Ohren fanden. Auch wenn in Knuffingen die Partei von Hitler nach 1929 höhere Wahlerfolge erzielte, so blieb sie doch bis 1933 meist an nur dritter oder gar vierter Stelle im Stadtrat. Der Großherzog Frederik von Löwenstein III. sah die allgemeine deutsche Entwicklung mit Sorge und warnte die Bevölkerung im Frühjahr 1932 vor den Nationalsozialisten. Doch die Menschen waren enttäuscht, erst die Monarchie am Ende und die Weimarer Republik hatten sich als Trugschluss erwiesen. Adolf Hitler versprach ein besseres Leben für jeden Deutschen, dem schenkten die Menschen mehr Glauben als die Worte vom Großherzog. Doch unterstützte ein kleiner Teil, darunter die fleißigen Feuerwehrmänner, den Großherzog von Löwenstein was am Ende aber auch nichts nützte.

300 Jahre Schloss Löwenstein

300 Jahre Schloss Löwenstein

Trotz den traurigen Zeiten soll erwähnt sein, dass es am 3. Oktober 1929 den berühmten deutschen Dramatiker Bertolt Brecht für ein Jahr nach Knuffingen zog, wo er das Stück „Wer hat denn das Kind mit dem Hammer geweckt“ geschrieben, und uraufgeführt hatte. Das Stück gilt als vergessen, obwohl es in der damaligen Zeit ein wahrer Schlager war.

Im Jahre 1932 entschied man sich zu allem Überfluss, trotz massiver Proteste der Knuffinger Bevölkerung und des Großherzogs, den nun über 300 Jahre alten goldenen Löwen des Löwendenkmals mit einem Adler zu ersetzen. Der goldene Löwe gilt bis in die heutige Zeit als verschollen.

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